Diversifizierung

Bei der Bewertung einer Geldanlage spielen die Rendite und das Risiko eine entscheidende Rolle. Beiden Faktoren stehen in Wechselbeziehung zueinander: Hohe Renditen bedeuten gleichzeitig meist auch ein erhöhtes Risiko angelegtes Geld einzubüßen; ein niedriges Risiko geht zu Lasten einer hohen Rendite. Der Wunsch nach einem möglichst hohen Ertrag einer Geldanlage ist abzugleichen mit der persönlichen Schmerzgrenze des Anlegers hinsichtlich des Anlagerisikos. Bei der Diversifikation bzw. Diversifizierung geht es darum, mittels Risikostreuung die Risiken einer Geldanlage auf mehrere Risikoträger zu verteilen und dadurch das allgemeine Risiko einer Geldanlage möglichst klein zu halten, bei möglichst hoher Rendite. Darüber hinaus sollte diese Verteilung eine geringe Korrelation aufweisen, also eine geringe gegenseitige Abhängigkeit der Preise der Anlagen untereinander.

Kapitalmärkte bergen immer Finanzrisiken: Zinsen können fallen, Aktienkurse können einbrechen oder ein Kreditnehmer zahlt die ihm gewährten Kredite nicht vertragsgemäß zurück usw. Ziel eines Anlegers ist es, solche Einbrüche aufzufangen und das angelegte Vermögen zu erhalten - bei gleichzeitig möglichst hoher Rendite. Dazu bedient man sich der Streuung des Vermögens auf unterschiedliche Anlageformen oder Anlagewerte, bekannt als Diversifizierung (Risikostreuung). Risikostreuung bzw. Vermögensstreuung bedeutet aber nicht, einfach nur beliebige Produkte zu kaufen. Eine Vermögensstreuung sollte vielmehr unter Berücksichtigung unterschiedlicher Kriterien erfolgen, zum Beispiel unter Einbezug verschiedener Formen von Wertpapieren in die Vermögensanlage sowie die Anlage von Vermögen in verschiedenen Branchen, Ländern und Währungen. Zur Auswahl stehen grundsätzlich folgende Anlageklassen:
  • Beteiligungen an Unternehmen, in Form von Aktien oder, noch breiter streuend in Form von weltweit anlegenden Aktienindexfonds.
  • Anleihen, auch bekannt als Obligationen (aus dem Latein "obligatio": Gebundensein, Verpflichtung), Schuldverschreibungen oder verzinsliche Wertpapiere, sind langfristige Schuldwertpapiere, die von Staaten oder Unternehmen ausgegeben werden und von Anlegern zur Vermögensstreuung genutzt werden können. Die Herausgeber dieser Wertpapiere (Emittenten) verpflichten sich, den Käufern der Anleihen jährlich ein Zins auf die Einlage zu zahlen und die Anleihe zu einem bestimmten Zeitpunkt für den Nominalwert zurückzunehmen. In diese Kategorie fallen nicht nur Anleihen im Sinne von verzinslichen Wertpapieren, sondern alle Ausleihungen, also auch Sparbücher, Sparbriefe, Tagesgelder, Festgelder, Bausparverträge sowie die klassischen Lebens-Versicherungen - diese kaufen vor allem Schuldtitel von Staaten und Banken. Auch wenn Ausleihungen tendenziell weniger risikobehaftet sind als Aktien, so unterliegen auch sie Risiken. Ausleihungen sind Geldwerte. Ein Risiko ist daher der Wertverlust des Geldes durch Inflation - einer allgemeinen und anhaltenden Erhöhung des Preisniveaus von Gütern und Dienstleistungen und damit der Minderung der Kaufkraft des Geldes. Weitere Risiken sind: Ausfallsrisiko, Zinsänderungsrisiko, Kündigungs-/Auslosungsrisiko, Währungsrisiko. Im Gegensatz zu Geldwerten, die keine realen Werte verbriefen, können Sachwerte, wie z.B. Immobilien, auch in solchen Phasen an Wert zulegen bzw. ihren Wert behalten.
  • So wie im Rahmen einer Diversifikationsstrategie z.B. in Aktien verschiedener Regionen und Branchen investiert wird, ist dies in ähnlicher Art und Weise mit Immobilienanlagen möglich. Auch hier kann das Vermögen auf Immobilien in verschiedenen Ländern, Regionen oder Städten aufgeteilt werden. Um eine Verteilung des Risikos auf mehrere Ebenen zu erreichen, besteht zudem die Möglichkeit der gleichzeitigen Investition in Wohn- und Gewerbeimmobilien als auch in offene Immobilienfonds, die es Anlegern ermöglichen, sich mit relativ kleinen Beträgen an Immobilien zu beteiligen.
  • Sach- und Spekulationswerte wie Rohstoffe oder Edelmetalle bieten keine Zinsen und ihre Wertentwicklung ist höchst unsicher. Allerdings zählt man Gold wohl zum ältesten Zahlungsmittel in der Geschichte der Menschen; bis heute hat es jede Papierwährung überlebt.
Anlageklassen entwickeln sich erfahrungsgemäß nicht gleich: Fallen z.B. die Aktienkurse, waren in der Vergangenheit Anleihen profitable Anlageformen - und umgekehrt. Als in der Finanzkrise weltweit der Kurswert von Aktien und Anleihen einbrach, boomte der Goldpreis. Wird das Vermögen hinsichtlich Anlageklasse, Anlageregion, Anlagebranche und Anlagezeitraum gestreut, stabilisiert dies die Gesamtrendite: ein Totalverlust des angelegten Kapitals wird praktisch ausgeschlossen.

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